Figurenspieltherapie

Was ist Figurenspieltherapie ?

Figurenspieltherapie ist eine ganzheitliche psychoanalytische Methode basierend auf der Entwicklungstheorie nach C. G. Jung. Ein wichtiger Wegweiser ist für mich H. Goetze, welcher die personenzentrierte Spieltherapie in den Fokus rückt. Er hat die Theorie von
C. Rogers weiterentwickelt.

 

Im Zentrum steht der Mensch. Die Figuren dienen als therapeutisches Medium, welche helfen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Die Figuren regen zum Spielen an. Durch spielerische und kreative Tätigkeiten kann der therapeutische Prozesss unterstützt werden:

  • modellieren der eigenen Figuren
  • erzählen von Märchen und Geschichten
  • malen und zeichnen
  • gestalten mit Ton, Stoff, Wolle und Holz
  • Sandspiel

Das therapeutische Figurenspiel gewährt Menschen in verschiedensten Lebenslagen eine Unterstützung und Begleitung. Sie regt Entwicklungsschritte an und bietet die Möglichkeit, neue Verhaltensformen auszuprobieren.

 

Kinder können oft nicht mit eigenen Worten ausdrücken, was sie beschäftigt - das Spiel ist die Sprache des Kindes. Einerseits ist den Kindern das Problem nicht bewusst, andererseits wird es verdrängt oder dem Kind fehlen die Worte dazu. Die Figurenspieltherapie kommt mit ihrer spielerischen kreativen Art dem Kind sehr entgegen.

 

Erwachsene können zum Beispiel mit Legen von Miniatur - Landschaften innere Bilder nach aussen tragen und diese mit ihrer momentanen Lebenssituation vergleichen. In der Figurenspieltherapie können solche "Landschaften" verändert und betrachtet, analysiert und reflektiert werden. Zusätzlich dienen Materialien wie Ton, Stoff, Wolle, Holz, Sand, Farbe als kreatives Material, um diesen inneren Prozess zur Veränderung zu unterstützen.

Was geschieht in der Figurenspieltherapie?

Der Klient oder die Klientin wählt aus, ob er oder sie in der Therapie spielen, gestalten, Märchen hören oder musizieren möchte. Entscheidet er oder sie sich für das Spiel, wählt er oder sie drei Requisiten und drei Figuren aus. Es wird bestimmt, wie die Landschaft (innere Seelenlandschaft / inneres Bild) in ihrer Geschichte aussieht. Mit Tüchern und diversen Gegenständen wird eine Bühne aufgestellt.

Der Klient oder die Klientin entscheidet, welche Figuren er oder sie spielt und welche Rolle die Therapeutin übernimmt. Die Therapeutin unterstützt die Person in ihrem Spiel und folgt den Anweisungen. Es wird im Spiel ermutigt, eigene Lösungswege zu suchen und neue Entwicklungsschritte zu gehen. So wird die seelische Entwicklung des Menschen in Gang gesetzt und das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gestärkt.

 

Im geschützten Rahmen der Therapie kann der Klient oder die Klientin die Probleme freispielen, sich an belastende Situationen oder Erlebnisse wagen und neue Lösungswege suchen. Der Klient oder die Klientin bestimmt das Tempo des zu verarbeitenden Prozesses.

Wie lange dauert eine Therapie?

Die Therapiestunden finden gewöhnlich wöchentlich für eine Stunde (60 Min.) statt. Die Zeit wird gemeinsam (mit den Eltern) festgelegt. Begleitend dazu finden (Eltern)Gespräche statt, um den Prozess zu begünstigen und die neu gewonnen Fähigkeiten im Alltag zu integrieren. Ein seelischer Prozess braucht Zeit und ist nicht immer für alle Beteiligten einfach.

 

Die Dauer der Therapie wird immer im Einverständnis aller Beteiligten besprochen und fortgesetzt.

 

Bei Bedarf werden (Kinder)ärzte / -ärztinnen, Lehrpersonen, Sozialarbeiter / -innen, Kinderspitex oder andere Fachstellen miteinbezogen.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Idee, Figuren und Puppen in der Therapie als Medium zu nutzen, kommt ursprünglich aus den USA. In den 20er Jahren verbreitete sich durch die Entwicklung des Psychodramas nach Jacob Levy Moreno (1892 - 1974) die Idee nach Europa.

 

In den 80er Jahren wurde die Methode der Puppenspieltherapie von Hilarion Petzold (*1944) in seiner Praxis (Deutschland) angewendet.

 

1990 - 2005 bot Käthy Wüthrich als erste in der Schweiz die Ausbildung zur Puppenspieltherapeutin / -therapeut an.

 

Heute gibt es in der Schweiz zwei Schulen, in welchen Figurenspieltherapie gelernt werden kann:

- Fachschule für Figurenspieltherapie, Interlaken

- Fachschule Figurenspieltherapie FSF, Olten

 

Die Figurenspieltherapie gehört zur Kunsttherapie mit Fachrichtung "Drama- und Sprachtherapie"  und ist über die Zusatzversicherung bei den Krankenkassen anerkannt.